Glenn Adriano, Trainer der U-17 in der Mittelrheinliga hat die B+ -Lizenz im Trainerbereich des DFB erfolgreich absolviert. Was das für ihn bedeutet, was für die Lizenz wichtig war und was jetzt seine Ziele sind – darüber hat er mit Philip Wegmann für den FC Rheinsüd Köln gesprochen.
Rheinsüd Köln: Glenn Adriano, erstmal Glückwunsch zur bestandenen B+ Lizenz. Was war deine Motivation für die Lizenz:
Glenn Adriano: „Danke erstmal für die Glückwünsche. Die Motivation rührte ursprünglich daraus, dass der DFB die Voraussetzungen für das Trainieren einer Mannschaft der Mittelrheinliga angehoben hat. Bisher hatte ich eine Sondergenehmigung, aber ab der kommenden Saison ist B+-Lizenz Pflicht.
Eine weitere Motivation war persönlich den inneren Schweinehund zu überwinden, denn das Ganze ist doch sehr aufwendig.“
RK: Wie lange dauert es die B+-Lizenz zu absolvieren?
GA: „Der Lehrgang hat jetzt ein halbes Jahr gedauert. Es ging los mit Online-Seminaren, dazu kommen dann Anwendungsphasen im Verein und Präsenzseminare. Am Ende kommt dann die Abschlussleistung. Jetzt bin ich dann lizensiert die zweithöchste Spielklasse, also Mannschaften aus der Mittelrheinliga zu trainieren. Da geht es dann auch schon ab dieser Lizenz im Jugendbereich in Richtung Leistungsfußball. Das ‚Plus‘ steht in dem Fall für den Jugendfußballtrainer. Also da drüber ist dann nur noch die A+-Lizenz, die dann berechtigt die Nachwuchsligen und NLZ (Nachwuchsleitungszentren) zu trainieren. Aktuell habe ich aber keine Ambitionen auch noch die A-Lizenz zu machen.“
RK: Was würdest du anderen Trainern raten, die die Lizenz anstreben?
GA: „Man sollte den Ehrgeiz haben das zu machen und auch für sich zu entdecken. Klar hat eine Lizenz erwerben auch etwas mit Vorgaben zu tun, aber man sollte auch dahinterstehen. Ich habe bei diesem Lehrgang auch gelernt, dass man sich selbst treu bleiben sollte. Man sollte nicht irgendwelche anderen Trainier kopieren, da gibt es ja viel, was man im Internet sehen kann: Der Guardiola macht das so, der Nagelsmann macht das so – aber ein Spieler oder eine Spielerin, die checken relativ schnell, wenn ein Trainer nicht authentisch oder ehrlich ist. Da muss jeder seinen Weg finden. Und die Lizenzen helfen einem schon dabei, seinen eigenen Weg besser zu strukturieren, um erfolgreich zu sein. Man kriegt viel Wissen mit, wie man plant, wie man strukturiert und es muss ja auch nicht immer direkt die B+ sein. Man bekommt auch über die kleineren Lizenzstufen schon fundiertes Wissen mit, sodass man dann auch für seine Spieler und sein Umfeld irgendwo auch ein besserer Coach wird.“
RK: Was ist für Trainerinnen und Trainer, die die B+-Lizenz anstreben noch wichtig zu wissen?
GA: „Man muss die Motivation haben, man kann die Lizenz nicht nebenbei machen. Das sagt der DFB auch selbst: es ist mit die anspruchsvollste Lizenz, weil man kein Berufstrainer ist. Wir haben einen Job, Aufgaben im Verein unter Umständen auch Familienleben – da muss jeder wissen, dass diese Lizenz auch an der Substanz nagt. Ich hatte viele Abend- und Nachtschichten, um die Aufgaben zu bewältigen. Es war nicht immer einfach, aber mit guter Organisation und Zeitmanagement ist es möglich – und ich bin keine 20 mehr, sondern habe einen Vollzeitjob, drei Kinder und die U-17-Mannschaft, die die Saison intensiv begleitet werden musste. Also wenn das jemand machen möchte, sollte er sich darauf einstellen, dass es nicht so locker aus dem Ärmel zu schütteln ist, sondern auch über den Zeitraum von sechs Monaten einiges von einem abverlangt.“
RK: Was macht für dich denn die Arbeit mit Jugendlichen auf hohem Level aus?
GA: „Wir ernten aktuell die Früchte aus jahrelanger guter Jugendarbeit. Mit Luis Stapelmann, der im U-19-Finale den 1. FC Köln zur Meisterschaft geköpft hat, wir haben Diego Perri, auch aus meinem Jahrgang 2007, der seinen ersten Profivertrag bei Viktoria Köln unterschrieben hat – und ich glaube das macht es auch irgendwo aus, das zu sehen: Jungs, die durch unsere Jugendarbeit gelaufen sind jetzt nach höherem greifen und auch ihren Weg im bezahlten Fußball machen dürfen. Und da sehe ich wirklich eine Motivation und auch einen Ansporn, dass wir hier bei Rheinsüd einen richtig guten Job machen. Wir haben es dieses Jahr auch wieder geschafft in unterschiedlichen Altersbereichen Jugendliche soweit auszubilden, dass sie den nächsten Schritt in ein Nachwuchsleistungszentrum machen können. Da können wir echt stolz drauf sein. Und parallel unsere eigenen Ziele als Verein noch sehen: Wir haben mit der U-19 den Sprung in die Mittelrheinliga geschafft, wir haben die U-17 sicher in der Mittelrheinliga gehalten, wir haben eine vernünftige Rolle mit der U-15 in der Mittelrheinliga gespielt – und das zeigt einfach, dass wir hier auf einem richtig, richtig guten Weg sind, um weiter Jungs da auszubilden für den Herrenbereich oder auch den nächsten Schritt in ein NLZ.“
RK: Würdest du denn auch gerne einmal im Seniorenbereich auf hohem Level trainieren?
GA: „Im Moment tatsächlich nicht. Ich würde allerdings nie etwas ausschließen, Fußball ist relativ kurzlebig. Hier beim FC Rheinsüd Köln haben wir aktuell ein hervorragendes Trainierteam der ersten Mannschaft, denen will ich auch gar keine Konkurrenz machen. Ob es mich in Zukunft reizen würde, kann ich gar nicht sagen. Ich sehe meine Passion aktuell im Jugendbereich: Spieler zu entwickeln und Spieler über einen längeren Zeitraum zu begleiten. Entweder so lange, dass sie den Sprung in den Herrenbereich oder vielleicht sogar in ein Nachwuchsleistungszentrum schaffen können. Und da sehe ich eher meinen Reiz mich da zu verwirklichen, als im Seniorenbereich nach Titeln zu streben.“
RK: Was gefällt dir besonders am Trainer sein?
GA: „Dass ich hier mit Jugendlichen arbeiten kann, die ein Ziel vor Augen haben. Dass man durch harte Arbeit etwas erreichen kann – persönlich oder auch im Team. Ich habe das auch so in meiner Spielerlaufbahn gelernt zusammen etwas zu schaffen und, dass es immer ein Anreiz ist dafür hart zu arbeiten und Ziele auch immer wieder neu zu definieren. Und natürlich der Umgang mit den Jungs. Ich glaube, dass macht es mit am meisten aus mit allen Höhen und Tiefen.“
RK: Vielen Dank Glenn für deine Antworten und viel Erfolg mit der Lizenz.